Hintergrat/Normalweg: Großartige Überschreitung des höchsten Berges Südtirols
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Ortler, 3095 m |
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Blick über den Hintergrat (links) |
Die Überschreitung des
Ortlers gehört mit Sicherheit zu den großen Touren in den Ostalpen. Gerade der Aufstieg über den langen Hintergrat benötigt absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Kondition. Außerdem müssen Kletterpassagen bis zum 4. Schwierigkeitsgrad bewältigt werden, je nach Verhältnis sogar mit Steigeisen. Auch der Abstieg über den Normalweg darf nicht unterschätzt werden. Gleichzeitig erwartet den Bergsteiger aber ein großartiges Panorama. Bereits auf dem Weg nach oben begleiten ihn herrliche Blicke auf
Königsspitze, Zebru und
Cevedale und am Gipfel selbst erklärt sich die Anziehungskraft des Berges dann von alleine: Es liegt einem nicht nur Südtirol zu Füßen, nein, die Aussicht umfasst die
Ötztaler Alpen, die Silvretta- und
Berninagruppe, die
Adamello-Presanella-Alpen, die Brenta und die
Dolomiten. Was will man mehr?
Aufstieg zur Hintergrathütte (2661 m) am Vorabend: Vom Parkplatz im Talschluss geht es über den Ertlweg (Nr. 2a) am Suldenbach entlang zu einer Abzweigung und hier rechts über den Steig Nr. 2 hinauf zur Hintergrathütte (2661 m), unserem Quartier für diese Nacht. (750 hm; 1 1/2 bis 2 Stunden)
Früh am Morgen starten wir. Im Schein unserer Stirnlampe folgen wir den gut sichtbaren Steigspuren nach Westen zur nördlichen Moräne des Suldenferners, erreichen über diese einen Felsvorsprung, umgehen ihn rechts und gelangen in ein steiles Kar. Mühsam geht es über eine kurze Schuttrinne und einen Kamin auf einen Absatz (Steinschlag!!) und links empor zum ausgeprägten Grat. Dieser führt uns auf den Oberen Knott und zum ersten Eisfeld. Wir steigen über den breiten Firnrücken hinauf zum Felsgrat, gelangen über diesen zum Signalkopf (3725 m) und klettern links davor etwa 15 Meter über eine Rinne ab. Nun queren wir über ein Band zum Grat zurück, folgen ihm etwa 50 Meter und erreichen die erste Schlüsselstelle, einen kurzen Steilaufschwung. Es geht eine glatte, abdrängende Verschneidung und einen Riss (IV-; Haken; ca. 5 m) empor und schließlich wieder einfacher über den Grat zum zweiten Eisfeld. Wir stapfen über dieses - etwa 40° steil - hinauf zu einer Felsstufe, erklettern die zweite Schlüsselstelle (IV-; leicht überhängend; Haken) und erreichen - nun weniger schwierig, aber ausgesetzt - den Gipfel des Ortlers auf 3905 m.
Bei herrlichem Wetter genießen wir eine aussichtsreiche Rast und steigen dann über den Normalweg ab. Dieser führt uns über den Firngrat kurz nach Süden, dann rechts hinunter zum oberen Ortlerplatt. Hier geht es nach Westen, dann nach Norden zu einem steilen Hang (40°) und über diesen hinunter zum Tschierfeck (3465 m) mit dem Ortlerbiwak (auch Lombardi-Biwak, 3316 m). Nun halten wir uns links, seilen uns über das Bärenloch ab und folgen dem Gletscher bis zu seinem Ende. Wir queren das Geröllfeld der "Eisrinne" und erreichen ein ausgesetztes Gratstück, über welches wir klettern und uns wieder abseilen. Es geht kurz auf felsigem Weg weiter bis zum "Wandl" und in Selbstsicherung an den Ketten abwärts zu einer Schulter. Wir steigen die letzten Kletterpassagen abwärts, queren auf dem "Felsenweg" die Nordwestflanke der Tabarettaspitze und erreichen die Julius-Payer-Hütte (3029 m). Von hier bringt uns der Steig Nr. 4 über die Bärenkopfscharte hinunter zur Tabarettahütte (2556 m) und schließlich zurück zum Parkplatz.
Anmerkung: Für die Begehung des Hintergrat bedarf es Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Kondition. Außerdem sind die Mitnahme von Hochtourenausrüstung und Sicherungsutensilien notwendig.
Große Steinschlaggefahr im Aufstieg zum Oberen Knott!
Weiter Bilder zur Überschreitung des Ortlers über den Hintergrat gibt es
Tipp: Aufstieg über den Meranerweg
Höhenunterschied: 1250 m (von Hintergrathütte),
Höhenunterschied: 2050 m (von Sulden)
Gesamtgehzeit: 8 bis 9 Stunden
Schwierigkeit: bis IV-; 40° im Eis
Ausgangspunkt: Parkplatz im Talschluss von Sulden, 1916 m
Wanderkarte: Tabacco 08 Ortlergebiet, 1:25.000
Einkehr: Hintergrathütte, Payerhütte, Tabarettahütte
Anfahrt: Meran - Naturns - Schlanders - Spondinig - Prad a. Stilfser Joch - Gomagoi - Sulden
Von Prad a. Stilfser Joch geht es auf der guten Bergstraße bis nach Gomagoi, dann links ab nach Sulden bis in den Talschluss. An der Talstation der Seilbahn zur Schaubachhütte gibt es einen großen Parkplatz.
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Aufstieg von Sulden zur Hintergrathütte, 2661 m |
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Blick auf den Oberen Knott (links) |
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Unterhalb des Oberen Knott |
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Vom Oberen Knott geht es zum ersten Eisfeld |
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Cevedale, Königsspitze, Zebru und Ortler |
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Im ersten Eisfeld |
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Sonnenaufgang - ein herrlicher Moment |
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Blick zurück über das erste Eisfeld |
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Oberhalb des ersten Schneefeldes - Blick zum Gipfel |
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Vom Eisfeld geht es über den Grat weiter - herrliches Panorama |
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Kurz unterhalb des Signalkopfs |
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Blick auf die erste Schlüsselstelle, ein abdrängender Riss |
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Oberhalb der Schlüsselstelle |
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Blick zurück: der Signalkopf |
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Im zweiten Eisfeld |
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Blick über den Hintergrat |
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In der zweiten Schlüsselstelle unterhalb des Gipfels |
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Blick vom Gipfel auf den Normalweg |
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Wundervolle Ausblicke am höchsten Berg Südtirols |
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Blick zum Stilfser Joch (links) und zum Ofenpass (rechts) |
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Blick zum Reschensee (Bildmitte); links Schlinig mit Föllakopf; rechts Matsch mit Weißkugel |
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Gletscherspalten und Gipfelblick |
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Eisenleiter am Normalweg |
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Abstieg zum Tschierfeck |
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Die Eisbrüche am Ortler |
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Am Ortlerbiwak mit Blick auf die Sesvennaberge |
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Kurz vor der Bärenkopfscharte |
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Abstieg zur Tabarettahütte |
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