Rötspitze, 3495 m

Traumhaft, abwechslungsreich und nicht zu unterschätzen - die Rötspitze im Ahrntal

Unbeschreiblicher Ausblick am Gipfel der Rötspitze, 3495 m
Über den Ostgrat führt der unmarkierte Steig
Blick vom Grat über den Aufstiegsweg hin zur Venedigergruppe
Felskletterei unterhalb der Schlüsselstelle
Abstieg durch das lange Röttal

Das wilde Schlagen der Fensterläden weckt uns nach einer kühlen Nacht auf der Lenkjöchlhütte. Es ist ein windiger Morgen. Unser Ziel präsentiert sich schneebedeckt und in Nebel gehüllt: die Rötspitze - ein eleganter Firngipfel mit schöner Kletterei über den scharfen Nordostgrat.
Beim Frühstück überlegen wir - besprechen die Verhältnisse, diskutieren die Gefahren - und dann brechen wir auf.
Es geht hinunter zum kleinen See am Lenkjöchl (2590 m) und über den - teilweise - mit Steinmännchen markierten Pfad bergan. Wir steigen über den Grashang empor in felsiges Gelände und erreichen über Schrofen und Blockwerk den Rötkees-Ferner. Hier schlüpfen wir in Gurt und Steigeisen, nehmen den Pickel in die Hand und stapfen über den schneebedeckten Gletscher aufwärts. Immer steiler werdend (bis ca. 30°) gelangen wir hinauf zur Kleinen Rötspitze (auch Untere Rötspitze, 3290 m).
Hier ist der Wind schwächer geworden und auch die Nebel, die das Ahrntal und seine Gipfel morgens überzogen haben, lösen sich langsam auf. Der Blick auf Dreiherrenspitze, auf Ahrnerkopf, auf Großvenediger und Großglockner sind nun frei. Es ist herrlich - eine unbeschreiblich schöne Landschaft.
Wir folgen dem - heute eisigen und schneebedeckten - Nordostgrat nach Süden, queren das erste Firnfeld des Welitz Kees und erreichen den Fuß der Rötspitze. Von hier geht es - teils über Steigspuren, teils über Blöcke und festem Fels - in leichter Kletterei empor zur Schlüsselstelle (II, durch Tritthilfen und Sicherungsring entschärft), weiter bergan auf eine Firnschneide, an einer Randspalte vorbei und steil über das Gletscherfeld empor ins nächste Felsgelände. Nun führt uns der Grat wieder über Blöcke - immer luftiger - hinauf zum Vorgipfel und schließlich nahezu eben, aber sehr ausgesetzt über runde Felsen zum wunderschönen Eisenkreuz der Rötspitze auf 3495 m.
Das Panorama hier ist wunderbar! Wir genießen den Blick über Südtirols und Nordtirols Berge, beobachten den Kampf dreier Steinadler über uns und kehren schließlich über den Grat zum Rötkees-Ferner und der Lenkjöchlhütte zurück. Nach einer gemütlichen Einkehr bei Hüttennudel und Weizen wandern wir durch das lange, aber sehenswerte Röttal mit seiner Rötalm (2116 m, bewirtschaftet) und den Relikten aus dem ehemaligen Kupferbergbau bergab und erreichen müde, aber glücklich den Parkplatz in Kasern.

Anmerkung: Die Tour kann bei Neuschnee, Vereisung oder Nässe heikel sein!
Je nach Verhältnisse am Rötkees-Ferner sind Seil, Steigeisen, Eisschrauben und Pickel unerlässlich. Außerdem ist bei Schneelage auf versteckte Spalten zu achten.

Höhenunterschied: ca. 900 m (von Lenkjöchlhütte)
Höhenunterschied1900 m (von Kasern)
Gehzeiten: Aufstieg 3 Stunden (von Lenkjöchlhütte)
Gehzeiten: Aufstieg 5 bis 6 Stunden (von Kasern)
Gehzeiten: Abstieg 4 Stunden (vom Gipfel ins Tal)
Wanderkarte: Tabacco Nr. 035 Ahrntal-Rieserferner Gruppe, 1:25.000

Anfahrt: Meran - Bozen - Brixen - Bruneck - Sand i. Taufers - Prettau - Kasern
Von Bruneck geht es ins Ahrntal nach Kasern im Talschluss. Am Ende des Dorfes gibt es einen großen Parkplatz (gebührenpflichtig!).

Die Lenkjöchlhütte am Lenkjöchl (2590 m)
Der Zustieg von der Hütte zum Nordostgrat führt über Fels- und Blockpassagen ...
... hinauf zum Rötkees-Ferner und schließlich auf die Kleine Rötspitze (links)
Herrlicher Blick auf Dreiherrenspitze (links) und Ahrnerkopf (vorne rechts)
Anfangs zeigt sich der Grat noch breit und führt ...
... zum ersten Firnfeld am Welitz Kees
Bald schon steigt er steil nach oben ...
... zur Schlüsselstelle, die durch Eisenstifte und Sicherungsring entschärft wurde
Aufstieg über das zweite Firnfeld ...
... mit Spalten
Heute müssen wir die gesamte Tour mit Steigeisen klettern
Sogar der schmale Gipfelgrat ist vereist
Gipfelblick über den luftigen Schlussanstieg
Abstiegsblick auf Großvenediger und ...
... über die herrliche Landschaft des Ahrntales
Vom Rötkees erreichen wir die Lenkjöchlhütte ...
... und wandern durch das Röttal ...
hinaus zur bewirtschafteten Rötalm und schließlich hinunter nach Kasern

Kommentare

C. K. hat gesagt…
Hallo Magdalena,
wieder eine wunderbare Tour! Und das Wetter ist ja doch ganz brauchbar. Der Fels sieht gut und griffig aus und dürfte auch mit Steigeisen noch gut gehen. Ich kenne die Dreiherrenspitze nur von der anderen Seite, dem Krimmler Tal und von der Warnsdorfer Hütte aus.
LG, Christiane
magdalena hat gesagt…
Eine herrliche Tour, Christiane. Der Fels ist größtenteils griffig - der Grat aber luftig und bei Eis und Neuschnee vorsichtig anzugehen. Die Rötspitze ist aber auf jeden Fall ein Berg zum Wiederkommen!
Und die Dreiherrenspitze muss ich mir noch anschauen ;)
Liebe Grüße!
Deichjodler hat gesagt…
Schaut sehr schön aus! Die Rötspitze mussten wir vor einigen Jahren wetterbedingt auslassen. Wenn ich das so sehe, muss ich vielleicht noch mal hin... ;)
magdalena hat gesagt…
Da solltest du auf jeden Fall noch einmal hin, Hannes :) Für diesen Berg lohnt es sich zweimal zu kommen! ;)
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